14. Kapitel

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Maximilian Hüschen hielt es in seinem Büro einfach nicht mehr aus. Sorgfältig richtete er das Einstecktuch seines Jackets, murmelte, als er den Schreibtisch seiner Sekretärin passierte, etwas von einer ganz dringenden Besprechung und nahm die Treppe zum Erdgeschoss. Er verspürte plötzlich einen ungemeinen Bewegungsdrang. Gerade als er das Drehkreuz am Ausgang passieren wollte, hörte er seinen Namen. „Einen Moment, Hüschen“. Er blieb abrupt stehen und drehte sich um. Prompt prallte er hinter ihm laufende Menzel aus der Abteilung TO3 gegen ihn. „Augen auf, Menzel, das gilt nicht nur für die Berufswahl“, trompete er mit fröhlichem Singsang dem völlig verdatterten Wilhelm Menzel entgegen.. „Tschuldigung, war gerade in Gedanken“, murmelte der immer etwas zerstreut wirkende Terrorismusexperte und fasst Hüschen an die Schulter, als wolle er ihn abstauben. „Ist ja nichts passiert“, murmelte der und wollte Menzel loswerden. Hüschen wich zur Seite, bedeutete Menzel mit einladender Handbewegung, er möge durch das Drehkreuz gehen und suchte den Eingangsbereich nach dem ihn Rufenden ab.

„Hüschen, hier, auf der anderen Seite der Sperre bin ich“, rief Gereon Flüssler, der sich zwischen Empfangstresen und Drehkreus postiert hatte. Hüschen erkannte den schmierigen Chefredakteur des Neckarstädter Heimatboten jetzt auch. Was hatte der denn in Wiesbaden zu suchen? Schnell eilte der Kriminaldirektor auf Flüssler zu und zischte ihm ins Ohr: „Sind Sie wahnsinnig?“ – „Nur keine Panik“, wiegelte Flüssler ab, „ich habe da lediglich etwas Besprechungsbedarf.“ – „Nicht hier“, wandte Hüschen ein und sagte im kommandierenden Ton: „Kommen Sie mit!“ Schnellen Schrittes lief er zum Parkplatz. In Tiefgaragen wurde ihm immer so mulmig, das endete schon mal in einer ausgewachsenen Panikattacke. Doch mit etwas Geschick hatte er im Amt durchgesetzt, dass er einen Parkplatz direkt gegenüber dem Eingang erhielt, und das, obwohl er als Kriminaldirektor nicht der Leitung des Hauses angehörte.
 
Freudig blinkte sein Audi ihm entgegen, als Hüschen auf den Entriegelungsknopf seines Autoschlüssels drückte. „Steigen Sie ein“, wies er Flüssler an, der etwas ratlos an der Beifahrertür zu warten schien. „Machen Sie schon“, herrschte Hüschen den talentlosen Lokaljournalisten an. Der Tank war Dreiviertels voll, und Hüschen nahm den Zubringer zur Autobahn. „Der Weg in die Innenstadt ist das aber nicht“, merkte Flüssler mit einem gewissen Zweifel in der Stimme an. „Wir haben doch Besprechungsbedarf“, erwiderte Hüschen, „also fahren wir erst mal nach Meckenheim“.

In Meckenheim befand sich nicht nur die Außenstelle Personenschutz des BKA, sondern auch das „Studienzentrum für gesamtgesellschaftliche Fragen“, besser bekannt unter dem Namen „Meckenheimer Kreis“. Der inzwischen 60jährige Flüssler hatte in dieser Denkfabrik des rechtsnationalen Flügels seiner Partei vor 40 Jahren als junger Verbindungsstudent die „Jung-Meckenheimer“ gegründet, die sich aber nie zu der schlagkräftigen Jugendorganisation des Studienzentrums entwickelt hatte, die sie den ursprünglichen Plänen der Meckenheimer zufolge eigentlich werden sollte.
 
„Wir müssen die Aktion in Neckarstadt absichern und brauchen dafür eine Entscheidung von ganz oben“, sagte Hüschen. Flüssler nickte. In atemberaubender Geschwindigkeit regelte Hüschen mit nur drei Telefonaten, dass alle Mitglieder der Projektgruppe „Argus“ sich noch am selben Abend in der Zentrale des Meckenheimer Kreises einfanden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Seine Sekretärin in Wiesbaden unterrichtete er, es habe sich nach der planmäßigen Besprechung in Wiesbaden eine neue Lage ergeben, die seine Anwesenheit in der Außenstelle Meckenheim erforderlich mache. Er werde aber am nächsten Tag wieder nach Wiesbaden zurückkehren.

 

 

Hörbuch: Mail-Mord in Neckarstadt - 14. Kapitel
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