Weihnachten und Chanukka

Im Feuilleton der FAZ ein Gespräch von Hannes Hintermeier und Jürgen Kaube mit der evangelischen Theologin Angela Rinn und dem Kapuzinermönch Christophorus Goedereis gelesen. Zwei Anmerkungen haben mich über Stunden beschäftigt. Kontemplation ist für Goedereis nicht Rückzug, sondern „Umarmung dessen, was kommt“. Eine starke Aussage. Und Goedereis fordert auf, sich bewusst zu machen, „dass die grausamen Spiele der Menschen nur durch eine Versöhnungshaltung beantwortet werden, die ihren letzten Grund nicht in dieser Welt hat“.

 

Der Verweis auf diesen letzten Grund hat mich zum Johannes-Prolog  greifen lassen. Ich habe die großartige Dichtung noch einmal gelesen, habe sie mir vorgelesen:

 

 

 

Ἐν ἀρχῇ ἦν λόγος, καὶ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν λόγος.  Οὗτος ἦν ἐν ἀρχῇ πρὸς τὸν θεόν.  Πάντα δι αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ χωρὶς αὐτοῦ ἐγένετο οὐδὲ ἕν, γέγονεν.  Ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν, καὶ ζωὴ ἦν τὸ φῶς τῶν ἀνθρώπων·  καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ φαίνει, καὶ σκοτία αὐτὸ οὐ κατέλαβεν.

 

Das Leben als Licht der Menschen hat mir eine ungeahnte Perspektive aufgezeigt. Das Leben ist im Wort und ist Licht. Da hat – von mir bisher nicht bemerkt – Johannes den Logosgedanken der griechischen Philosophie mit der Lichtmetapher jüdischen Denkens zusammengebracht. Wir feiern ja auch das Chanukka-Fest. Licht fällt auf das Unverborgene, deshalb kann es erkannt und ausgesprochen werden. Der von Goedereis angesprochene letzte Grund ist eben nicht nur außerhalb dieser Welt, er liegt außerhalb meines Lebens. Er entbirgt sich nicht vollständig, bleibt aber nicht völlig verborgen. Im Licht des Denkens entbirgt er sich im Leben. Ich denke eine sehr diesseitige Eschatologie. Aber das macht nichts.

 

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