Viele Nachfragen von Kollegen und interessierten Bürgern erreichten mich am Samstag, die die PM des DJV Baden-Württemberg haben wollten, um nachzulesen, was es denn mit den Sicherheitsboxen und der Arbeit türkischer Journalistinnen und Journalisten auf sich habe. Deshalb stelle ich die am Donnerstag versandte Mitteilung hir noch einmal dokumnetarisch ein - gerne zum Herunterladen und Weiterreichen.
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Praktische Solidarität mit türkischen Journalisten
Deutscher Journalisten-Verband Baden-Württemberg hilft türkischen Medien mit Anti-Spionage-Technik
Stuttgart, 01.09.2016
Webseiten und Kommunikationsserver von kritischen Medien sind seit Wochen nahezu unerreichbar in der Türkei. Die Regierung hat zahlreiche Verlage und Radiostationen geschlossen. Die Kommunikation von Journalisten und Regierungskritikern wird überwacht. Die türkischen Kolleginnen und Kollegen brauchen Unterstützung bei ihrer Arbeit. Der Deutsche Journalisten-Verband Baden-Württemberg hilft mit Anti-Spionage-Technik.
Netzüberwachung und Blockaden von Internet-Plattformen sind in der Türkei nichts Neues. Doch seit dem gescheiterten Putschversuch werden türkische Journalistinnen und Journalisten flächendeckend überwacht. Nicht selten sind Verhaftungen die Folge. Wer über gewalttätige Polizeieinsätze, massive Einschränkungen der Pressefreiheit oder Scharmützel des türkischen Militärs mit kurdischen Kräften berichtet, wandert nicht selten ins Gefängnis.
„Wir können den türkischen Kolleginnen und Kollegen nur helfen, wenn wir freie und von den türkischen Sicherheitsbehörden nicht überwachte Kommunikationskanäle zur Verfügung stellen“, erläutert Dagmar Lange, Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes Baden-Württemberg. Genau das bietet ein Spionage-Abwehrsystem namens Trutzbox, das der IT-Experte Hermann Sauer mit seinem Team aus Eltville entwickelt hat. Der DJV-Landesverband Baden-Württemberg hat solche Trutzboxen beschafft und an türkische Kollegen weitergereicht, die damit unbehelligt von staatlichen Zensoren mailen, surfen und chatten können.
Sowohl die Kommunikationsinhalte als auch die Metadaten werden verschleiert und verschlüsselt. Mehrere sehr aufwändige Tests mit Software für die Netzwerkanalyse haben ergeben, dass die Kommunikation über die Trutzbox einen ausgesprochen hohen Level an Überwachungssicherheit garantiert. Die Datenpäckchen mit den der türkischen Regierung hochgradig unliebsamen Beiträgen über Redaktionsdurchsuchungen und Verhaftungen von Journalisten konnten nicht einmal von so hocheffizienter Überwachungssoftware wie XKeyscore ausfindig gemacht und identifiziert werden.
So können türkische Kolleginnen und Kollegen die Zensurmaßnahmen der Sicherheitsbehörden effizient unterlaufen und ein kleines Stückchen weit die Freiheit der Berichterstattung absichern. Die Aktion des DJV in Baden-Württemberg zeigt vor allen Dingen eines ganz deutlich: Der Kampf für die Presse- und Meinungsfreiheit und die Solidarität mit den türkischen Kolleginnen und Kollegen darf sich nicht auf Grußadressen und Sonntagsreden beschränken. Hier ist ganz konkrete technische Hilfe gefordert. Die will der DJV in Baden-Württemberg den überwachten und verfolgten Kolleginnen und Kollegen in der Türkei geben.
Einen Hintergrundbeitrag zum Thema bietet auch das DJV Webradio unter der Webadresse djv-bw.de.
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