Noch mehr Nebelkerzen im Fall des San-Bernardino-Smartphones

Die amerikanische Bundespolizei FBI hat mal wieder geleakt. „Mit dem Fall vertraute Personen“ haben mehreren amerikanischen Kollegen gesteckt, dass gar nicht Cellebrite das iPhone des San-Bernardino-Attentäters entsperrt hat, sondern ein paar von der Straße geholte Hacker seien das gewesen. Die hätten gerade mal eine halbe Stunde mit dem Gerät rumgemacht, dann sei das Smartphone entsperrt und alle dort gespeicherten Daten zur Verfügung der Ermittler gewesen.

 

Die Washington Post hat die Geschichte natürlich gebracht. Andere Medien waren da etwas zurückhaltender. Offensichtlich steht eine sehr klar politische Strategie hinter den ganzen Vorgängen um das iPhone von Syed Farook.

 

Wir erinnern uns: Über viele Wochen hinweg hat sich die amerikanische Bundespolizei FBI einen Stellvertreterkrieg mit Apple geliefert. Apple verweigerte die vom FBI verlangte Hilfe bei der Entsperrung hartnäckig. Dann hat das FBI bekannt gegeben: Die Bundespolizei hat das iPhone selbst entsperrt.

 

In der US-Presse wurde das mit großem Gleichmut aufgenommen. Allerdings zitierten die meisten Medien Sicherheitsexperten, die der Meinung waren, dass das FBI hier wohl den israelischen Forensik-Spezialisten Cellebrite beauftragt hatte. Dieselben Medien berichteten auch – zwar zurückhaltend, aber immerhin – dass Bürgerrechtsaktivisten von einem abgestimmten Vorgehen der amerikanischen Sicherheitsbehörden ausgehen.

 

Für sie sei ganz klar, dass die Chefs von Polizei und Nachrichtendiensten mit dem Fall des iPhones von Syed Rizwan Farook die Stimmung in der amerikanischen Bevölkerung anheizen wollten, um ihre schon seit langer Zeit in der Schublade liegenden Pläne einer präventiven Speicherung von Verschlüsselungscodes durchsetzen zu können.

 

Im sogenannten Crypto War fordern die Sicherheitsbehörden und namhafte republikanische Politiker, dass alle Verschlüsselungscodes auf Servern hinterlegt werden sollen, damit Ermittler unproblematisch auf passwortgeschützte Smartphones und Laptops gelangen und verschlüsselte Dateien entschlüsseln können. Die bisherigen Vorstöße sind aber gescheitert.

 

Das Kalkül der Behördenchefs in Sachen Apple-Streit lautete: Wird der Druck in der Bevölkerung groß genug, muss auch die IT-Industrie einlenken. Aber das Thema hat im Vorwahlkampf nicht so richtig gezündet. Inzwischen aber ist ein neues Gesetzesvorhaben auf dem Weg. Wieder stecken überwiegend republikanische Senatoren und die Chefs der Sicherheitsbehörden dahinter.

 

Die Einschätzung in den liberalen Ostküsten-Medien ist eindeutig ablehnend. Und genau an dieser Stelle soll nun an einem weiteren Punkt angegriffen werden. Die Leaks aus dem FBI haben ganz klar das Ziel, die Glaubwürdigkeit der liberalen Ostküstenmedien zu erschüttern. Hatten die doch berichtet, dass Cellebrite dem FBI hier nach Einschätzung führender Sicherheitsexperten geholfen habe.

 

Wenn nun „mit der Sache vertraute Personen“ auftreten und deutlich sagen, es waren schnell engagierte Hacker von der Straße, dann soll die bisherige Berichterstattung als falsch herausgestellt werden. Und wer schon so grob, falsche Einschätzungen berichtet habe, dem könne man auch künftig die Berichterstattung über Gesetze, die Hintertüren verlangen, wohl kaum glauben. Die Crypto Wars in den USA sind offenbar in eine neue Phase getreten!

 

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