Günther Hermann Oettinger, geboren am 15. Oktober 1953 in Stuttgart, wird also EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft. Einschlägige Kenntnisse hat der Christdemokrat in einer Anhörung im Europaparlament unter Beweis gestellt, als er kurz und bündig feststellte: "Wenn jemand so blöd ist und als Promi ein Nacktfoto von sich selbst macht und ins Netz stellt, hat er doch nicht von uns zu erwarten, dass wir ihn schützen.“
Online-Kriminelle hatten die iCloud von Apple gehackt und dort – zum Teil ohne Wissen der Betroffenen – gespeicherte Nacktfotos von Prominenten ins Netz gestellt.
Gute Zeiten also für Online-Kriminelle, die da unter dem digital Naiven Oettinger anbrechen, will er doch offensichtlich die Privatsphäre von Cloud-Nutzern nicht schützen. Vielleicht hat er aber auch einfach das Problem nicht verstanden, mit dem die prominenten Cloud-Nutzer und er nun konfrontiert waren. So etwas ist Günther Hermann Oettinger aus dem allerheiligen Korntal in seiner politischen Laufbahn ziemlich oft passiert.
Deshalb hat sich der Alte Herr der schlagenden Studentenverbindung Landmannschaft Ulmia zu Tübingen für Schuluniformen stark gemacht und seinen Vorgänger im Amt des Ministerpräsidenten, Hans Filbinger, der als Marinerichter noch im Jahre 1945 ein Todesurteil verhängt hat, tatsächlich einen „Gegner des NS-Regimes“ genannt. Schuluniformen und Todesurteile sind für Oettinger so komplex wie die iCloud, solchen Phänomenen begegnet das ehemalige Mitglied des extrem weit rechts angesiedelten Studienzentrums Weikersheim dann mit Ratlosigkeit.
Ratlosigkeit mangels Problembewusstsein war es wohl auch, was den nur mäßig Sprachbegabten sagen ließ, dass es nach Kriegen mehr Dynamik gebe, aber: „Das Blöde ist, es kommt kein Krieg mehr. Früher, bei der Rente oder der Staatsverschuldung haben Kriege Veränderungen gebracht.“ Der alte Haudrauf der schlagenden Studentenverbindung!
Von gewisser Ahnungslosigkeit bis Ratlosigkeit zeugt euch Oettingers Aussage, westlich von Paris gebe es keine Menschen mehr, und Deutschland sei von Hauseigentümern mit Solaranlagen unterwandert.
Das mag alles noch lustig sein, ernst wird es, wenn dieser ahnungslos-ratlose Politiker Kernenergie und Fracking unterstützt, weil das so tolle Technologien seien.
Kein Wunder, dass ihn Angela Merkel 2009 nach Brüssel abgeschoben hat. Denn mit der Ahnungslosigkeit des rechtskonservativen schlagenden Günther Hermann war in Deutschland einfach kein Staat mehr zu machen.
Es wurde aber nicht besser in Brüssel. Stattdessen geriet der Energie-Kommissar 2013 massiv in die Kritik, weil er eine eigenartige Zahlenjongliererei (vulgo: Fälschung) im EU-Bericht zur Subventionierung der Energiebranche betrieben hatte.
Immerhin aber tritt er als strammer Lobbyist von Volkswagen auf und rühmt sich schon mal in einem Brief an VW-Chef Martin Winterkorn, dass er, Oettinger, mannhaft, mutig und schlagend die geplanten Abgasgrenzwerte der EU-Kommission nach oben korrigiert habe.
Nebenbei bemerkt, dem Tübinger OB Boris Palmer hat der rechtskonservative Ex-Weíkersheimer Oettinger schon mal „Landesverrat“ vorgeworfen, weil Palmer ein Hybridauto aus japanischer Fertigung fährt und keinen Daimler.
Prognosen werden ja immer aus der Vergangenheit gewonnen, mit Gegenwart angereichert und auf die Zukunft gerichtet. Die Vergangenheit lässt wenig Gutes hoffen für diesen in seinen bisherigen Funktionen von Ratlosigkeit geprägten Christdemokraten. Die Gegenwart sieht bescheiden aus, denn seine digitalen Einlassungen im EU-Parlament lassen weder etwas hoffen, noch erwarten.
Datenschutz: Da will Oettinger die Beratungen mal endlich abschließen. Inhaltlich sagt er zu diesem Thema nichts, kann er auch nicht. Er hat keine Ahnung und ist ratlos.
Digitale Infrastruktur: Muss irgendwie ausgebaut werden, mehr weiß Hermann Günther auch dazu nicht.
Urheberrecht: Da muss sich der ahnungslose Oettinger erst mal „hineintasten“, denn um was es dabei so genau geht, weiß der 60jährige Jurist nicht. Immerhin wünscht er sich, es möge auch in Zukunft noch Urheber geben. Ob er die beim Brezel-Bäcker kaufen will?
Kommissar Ratlos wird also ahnungsloser Ressortchef fürs Digitale. Mal schauen, wann die Bildschirme schwarz werden in Europa. Oettinger wird mit all seiner Ahnungslosigkeit hart dran arbeiten. Denn schwarz ist die Farbe seiner politischen Karriere, vom Rest der Welt hat der Rechtskonservative keine Ahnung – außer dass Kriege für Dynamik sorgen, jawoll!
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DOKTORKOHL (Freitag, 03 Oktober 2014 10:00)
Ich möchte versuchen, ein paar Schwarze in historischer Reihenfolge einmal vergleichend zu benennen, um zu sehen, wie STACCATOKASPERLE da abschneidet. Mein Vater hielt viel von Silberzunge Kiesinger. --- Nach dem Landesvater Teufel in parteiinternem Machtkampf gegen Dr. Schavan als Sieger hervorgegangen hatte Günther Oettinger leichtes Spiel. Warum ihn Dr. Merkel nach Brüssel abschob, weiß keiner so ganz genau. Aber es kam leider nichts besseres nach! Insofern fällt mein Urteil eher mild aus. Jedoch eines ist glasklar: vom Internet versteht er noch weniger als die Kanzlerin. Für Europa sind das leider vertane Chancen.
Gisbert (Samstag, 25 Oktober 2014 16:07)
G Ratlos wird die digitale Agenda versemmeln, aber so was von!!!!
Gustav Wall (Donnerstag, 19 Februar 2015 19:44)
> Da will Oettinger die Beratungen mal endlich abschließen. > Inhaltlich sagt er zu diesem Thema nichts, kann er auch
> nicht. Er hat keine Ahnung und ist ratlos.
Herr Ötinger hat sich in das Thema "Digital" eingearbeitetet und wird (mit ein wenig Glück) am 19.03.2015 auf dem Symposium "Moderne Regulierung schaffen, Medienzukunft gestalten" http://www.dlm-symposium.org/de/programm.html in Berlin bestimmt glänzen ;-).
f.flint (Dienstag, 10 November 2015 15:18)
ja, ja, Oettinger und winterkorn, das netz vergißt nie ...